NOW - Netzwerk Oekonomischer Wandel

Solidarische Ökonomie

Solidarische Ökonomie

– Bäckerei des Guten Lebens für alle –

Solidarische Ökonomie hat ihren Ursprung in Lateinamerika und wurde durch die Weltsozialforen verbreitet. Solidarische Ökonomie bedeutet wirtschaften, um die Bedürfnisse der Menschen auf Basis freiwilliger Kooperation und Selbstorganisation zu befriedigen. Dies geschieht möglichst ökologisch, diskriminierungsfrei und global gerecht. Es geht also um Sinn vor Gewinn(-orientierung) und um Kooperation statt Konkurrenz (und Wachstumszwang). Je nachdem, auf welcher Ebene diese beiden Grundzutaten eingesetzt werden, kann solidarische Ökonomie einen leckeren Kuchen beitragen oder die ganze Wirtschaftsweise zu einer „Bäckerei des Guten Lebens“ machen. [Frei nach: We don’t want a Piece of Cake – we want the Whole Bakery!] Die Bäckerei des Guten Lebens ist erst im Entstehen, aber sie hat längst geöffnet.

Praxis / Beispiele:

  • Mitglieder einer Solidarischen Landwirtschaft finanzieren gemeinsam über monatliche Beiträge (meist nach Selbsteinschätzung) für mindestens ein Jahr die Betriebskosten einer oder mehrerer Gärtnereien / Landwirtschaften und erhalten dafür in wöchentlichen Lieferungen an lokale Abholstellen die produzierten Lebensmittel. Oft ist Mithilfe bei Ernte oder Verteilung üblich. Teilweise sind auch Obst-, Honig-, Eier-, Käse-, Pilz-, Brot-, Aufstrich- u.a. Anteile zusätzlich wählbar.
  • Das Prinzip des “gemeinsam Ernten, Risiko und Verantwortung Tragens lässt sich auch auf andere Bereiche übertragen – von einem gemeinschaftlich getragenen Gesundheitszentrum über Energieversorgung, Handwerk, Gastronomie und kreative Dienstleistungen bis hin zu Anbieter*innen von Freizeitaktivitäten. Die Mutter des gemeinschaftsgetragenen Wirtschaftens ist die Solidarische Landwirtschaft (siehe oben). Community Supported Agriculture (CSA) wird also zu Community Supported X (kurz: CSX). 
  • In politischen Kommunen, Lebens-Gemeinschaften und Öko-Dörfern werden mehrere Lebensbereiche (z.B. Wohnen, Kinderbetreuung, Energieversorgung, Lebensmittel, Einkommen, Kochen, Pflege) solidarisch organisiert.
  • Kollektivbetriebe sind Betriebe unterschiedlichster Rechtsform, die möglichst hierarchiefrei mit meist basisdemokratischen Entscheidungsstrukturen funktionieren und die Produktionsmittel gemeinsam besitzen und verwalten. Einzelbeispiele: von Baustoffladen mit Handwerkskollektiv über Geburtshaus mit Schwangerenbegleitung und Stillberatung bis zu international berühmtem Orchester für Neue Musik.
  • Energiegenossenschaften produzieren gemeinsam regenerative Energie und / oder vertreiben sie gemeinsam, z.B. Windfang eG oder EWS Schönau oder Zusammenschlüsse wie das Bündnis Bürgerenergie.

Mitmachen:

Initiativen, um Betriebe und Projekte Solidarischer Ökonomie und verwandter Ansätze sichtbarer zu machen, sind z.B.:

Bundesweite und internationale Vernetzung und Bildungsarbeit machen u.a.:

Literatur:

  • Sven Giegold und Dagmar Embshoff (Hrsg.): Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus. Hamburg, 2008.
  • Elisabeth Voß: Wegweiser Solidarische Ökonomie. Anders Wirtschaften ist möglich! Neu-Ulm, 2015.
  • Kristina Bayer, Dagmar Embshoff (Hrsg.): Der Anfang ist gemacht. Kultur der Kooperation, Neu-Ulm, 2015.
  • Verein zur Förderung der Solidarischen Ökonomie e.V. (Hrsg): Die ökonomische Dimension des Friedens: Soziale Solidarische Ökonomie. Kassel, 2017.