Commons
Commons entstehen auf Augenhöhe. Sie sind überall dort, wo etwas gemeinsinnig hergestellt, genutzt, verwaltet und weiterentwickelt wird. Dabei kann es um die Lebensmittelproduktion gehen, um Softwareprogrammierung, die verteilte Nutzung nachhaltiger Energiequellen, die Lösung von Transportproblemen oder die menschliche Pflege. Commons werden „jenseits von Markt und Staat“ verortet. Damit ist vor allem gemeint, dass andere Handlungslogiken dominieren als im gegenwärtigen Wirtschaftssystem. In Commons-Kontexten bleiben unterschiedliche Bedürfnisse, Fähigkeiten und Ideen immer im Blick. Das bringt kontextsensible und lokal angepasste Lösungen hervor. Seit Elinor Ostrom 2009 als erste Frau mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt wurde, sind die Design-Prinzipien für langlebige Commons-Institutionen bekannt geworden. Sie helfen zu verstehen, wie selbstorganisiertes Wirtschaften gelingt.
Der Ansatz rückt mehr als andere die Eigentumsfrage sowie gelingende Selbstorganisation in den Mittelpunkt, lokal, regional und global. Vielen Commons ist gemeinsam, dass sie wichtige Elemente des Wirtschaftens wie Boden, Wissen und Arbeit dem Markt entziehen. So wird erreicht, dass Macht nicht durch Eigentum oder Kapital ausgeübt werden kann.
Praktiken:
- Neue Fragen stellen: Was möchte ich in meinem Leben wirklich, wirklich tun? Wie kann ich mein Leben so organisieren, das ich weniger geldabhängig bin?
- Mitmachen, wo das, was wir zum Leben brauchen, nicht nur Handelsware ist, etwa beim Netzwerk Solidarische Landwirtschaft.
- Freies Wissen schaffen, verteidigen und dafür die Infrastrukturen bauen – in Schulen, an Universitäten und in der öffentlichen Kommunikation. Ähnlich der Wikipedia oder Freifunk – im Besitz der Gemeinschaft und unzensiert.
- Mit den je eigenen Fähigkeiten Commons-Projekte bekanntmachen, unterstützen und beraten, so wie das Mietshäusersyndikat jene betreut, die anders wohnen wollen.
- Neue Formen des Habens und Teilens entwickeln. Überall. Stellvertretend für viele Beispiele steht hier die Kulturland Genossenschaft, die Land dem Markt entzieht.
- Erforschen, was Commons sind und können, sowie Menschen zum commoning anstiften. Dafür gibt es das Commons Institut oder für wissenschaftlich Interessierte die International Association for the Study of the Commons.
Weiter lesen:
- Elinor Ostrom: Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter: oekom Verlag, 2011.
- Andrea Baier / Tom Hansing / Christa Müller / Karin Werner (Hg.): Die Welt reparieren. Open Source und Selbermachen als postkapitalistische Praxis: transcript: 2017.
- Silke Helfrich / David Bollier: Frei, fair und lebendig – Die Macht der Commons: transcript Verlag, 2019.
- Pierre Dardot, Christian Laval: Commons Revolution in the 21st Century: Bloomsbury Academy, 2019.